IPC#2: Big M – Winterspiele (White Russian Remix, Part One)

  Tiefe Depressionen werden den drei Freunden nach der glücksseligen Zeit an der Atlantikküste zu Teil. Worin könnte jetzt, nach einer Woche Orgie, Spass und Abenteuer, noch ein Sinn bestehen ? Die Antwort kann nur lauten: Noch eine Woche Orgie, Spass und Abenteuer. Der Sommer ist  jedoch in Europa vorüber und Interkontinentalflüge werden vom Orgien-, Spass- und Abenteuer-Budget nicht abgedeckt. Die Lösung liegt in einem Main- Stream- Urlaub mit massenorientiertem, anspruchslosem Konsumverhalten. Die Verbindung zum Wintersport ist somit schnell gefunden. 

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Ebenso zügig wie die Entscheidung zum Alpentrip, ist das Urteil über die zu bewerkstelligende Fortbewegungsart  im Schnee gefällt: Skifahren schwul, Snowboarden cool! Eine durchaus fundierte Meinung, wenn man bedenkt, dass überhaupt nur ein Teilnehmer vorher schon mal auf einem Snowboard gestanden hat..

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Grundsätzlich zielt die ganze Angelegenheit natürlich auch auf eine gewisse Außenwirkung ab, so dass die dafür notwendige Legendenbildung schon in der Planungsphase fester Bestandteil ist

  Zum Beleg ein durch spektakuläre Investigationen aufgetriebener Auszug aus dem geheimen IPC-Mailverkehr:

In seiner historischen Bedeutung aber als noch wertvoller entpuppt sich der folgende Datenfetzen, da hier sowohl das allererste Auftauchen der drei Buchstaben (man achte auf  die ungeahnte Mystik) im besonderen als auch die absolut seltene Teilnahme unseres Bruders LzL im Mailverkehr im allgemeinen dokumentiert ist:

-----Ursprüngliche Nachricht-----

Von:                Zur-Lage, Lutz

Gesendet am:      Donnerstag, 15. Februar 2001 14:18

An:                  Schminking, Gregor; 'erne frey'; 'Boeck, Oliver'; Langewellpott, Stefan (I/EK-27)

Betreff:          Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M Big M

Jungs,

  in seiner Eigenschaft als Fuhrparkleiter der IPC kann LegOffLage, folgendes mitteilen:

·          In abenteuerlichen Deals mit dubiosen Rover-Ersatzteilhändlern konnten -auch optisch- adäquate Dachgepäckträger aufgetrieben werden.

·          Eine Durchsicht des Fahrzeuges ist bereits erfolgt und alle Verschleißteile sind  überprüft worden (Aschenbecher, Scheibenreinigung).

  Die IPC-Abnahmefahrt wird am 15.02.01 gegen 19:00 Uhr von der Einsatzzentrale des Fuhrparkleiters starten.

(Zur Teilnahme verpflichtet: Slomo, Lage)

  Wie ich soeben erfahre, wird Slomo auch morgen unter bekannter Adresse online sein. Das heißt, auch morgen können bis ca. 12:00 Uhr Essenswünsche abgegeben werden.

Für jeden Tag, für den nichts auf der Liste steht, wird Aurum eingekauft.

  Vorschlag für die Befüllung der Dachpox:

Voluminöse aber leichte Teile (Ski-Klamotten) bereits in Müllsäcken verpackt, da keine Versuche bezüglich der Wasserdichtigkeit den Behälters vorgesehen sind, und das Entwicklungsbudget bereits geschlossen ist.

  Bis denne,

LegOffLage

  Kurzum: Die Aktion soll in Mayrhofen im Zilltertal/Österreich stattfinden (von der sich an die Boarderkids-anbiedernde Touristik-Industrie auch wortwitzig in Chillertal umgetauft). Um dieser Coolness gerecht zu werden, müssen wir selbstverständlich nachts anreisen. Der neu erstandene Defender ist das Gefährt unserer Wahl, die Besa tzung besteht aus Leg-Off-Lage, Snowboard-Rookie, aber Truck-Pilot und Experte für schweres Gelände, AirErne, Snowboard-Novize sowie Küchen- und Gruppenharmonie-Chef, BaggyStyle-Boeck, Snowboard-Beginner, sich auszeichnend als Medien-Kenner und Genießer und Slowmotion-Schimming, Snowboard-Experte und als JackAss-Fachreferent hauptzuständig für jede Art von Schwachsinnsaktionen.  Als Höhepunkte der Fahrt gilt es, den Erwerb des Playboys mit Alina, dem Container-Girl, und die erste Begegnung mit BlueCharge, sozuagen dem Red Horst der ersten Generation, zu nennen.

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 Trotz oder vielleicht gerade wegen letzterem erlangen wir Samstag morgens um halb sieben völlig übermüdet den Zielort, um als erstes vom wachhabenden Sheriff wegen Falsch-Befahrung einer Einbahnstraße unserseits zur Ordnung gerufen zu werden. Den 12mal mitgewaschenen, überhaupt nicht mehr als offizielles Dokument zu identifizierenden Führerschein von LzL muss der Beamte als Provokation auffassen, weswegen er sich uns und unser Verbrecher-Auto für die anstehende Woche schon  mal vormerkt. Alles richtig gemacht.  Wir gehen frühstücken.

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  Mayrhofen heisst uns auch ansonsten nicht wirklich willkommen: Für die extremen Extremitäten von Slowmotion gibt’s zunächst keine passende Bindung, die Zimmer sind noch nicht bezugsfertig und im Tal liegt überhaupt kein Schnee. Dafür regnet’s. Die Gruppe gibt sich uneinheitlich. Während es Leg-Off und Slomo zum ersten Abritt auf den Berg zieht, legen sich Air und Baggystyle erst mal wieder ins Regal und schlafen aus.

  Im folgenden sei grundsätzlich auf stinklangweilige Abfahrtsberichte und Schneehöhenprotokolle verzichtet. Die Tücken des Snowboardens müssen selbstverständlich individuell und zum Teil unter Schmerzen und Verfluchungen erfahren werden.  Über Technik und Taktik im Schnee werden durch das Brett unterschiedlichste Ratschläge verteilt, beherzigt und verworfen. Ein Masterplan ist nicht zu erkennen. Grundsätzlich lassen sich bis zum dritten Tag zwei Lager ausmachen. Zum einen die Hamburger Schule, gekennzeichnet durch eine theoretisch-fundierte Herangehensweise unter Zuhilfenahme profesioneller Beratung. Hier gilt es, den Gegenstand von Grund auf zu durchdringen, Prinzipien zu begreifen und das Erlernte umzusetzen.  Zum anderen die pragmatische Braunschweiger Fraktion (einfach `runterballern), wohlwollend könnte man von Learning-by-doing sprechen, charakterisiert durch einen hohen Kamikaze-Anteil („bei schneller Fahrt geht alles viel einfacher“).

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  Einige Highlights müssen jedoch Erwähnung finden, wie z.B. die spiegelglatte Gletscherabfahrt vom Olperer in Hintertux bei Orkanböen und Temperaturen um 25° Minus, LzLs erste Tiefschneeerfahrungen bei der spektakulären Buckelpiste an der Lärmstange. Den Powder-Höllenritt durch den Hintertuxer Wald mit Sprung über den Stacheldrahtzaun. Und die wahrscheinlich gefährlichste aber auch sensationellste Tiefschnee-Erstbespurung des Gletscherhangs vom Kaserer Lift bis zum Tuxer  Fernerhaus – ein Monsterritt, der selbstverständlich komplett gesperrt ist.

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  Gott sei Dank, ist bei all diesen kaputten Aktionen immer ein Schutzengel anwesend. Umso tragischer, dass ausgerechnet Kollege Oboe, der immer mit Bedacht und Umsicht dabei ist , ausgerechnet auf offizieller Piste und dann auch noch ausgerechnet am berüchtigten dritten Tag frontal mit einer Schneewehe kollidiert und sich an einem Sprunggelenk die Bänder abreisst. Scheiss Softboots, sagt der Arzt in Mayrhofen, ein glatter Bruch beim Skistiefel wär nach drei Wochen wieder zusammengewachsen. Scheiss Nachmittagsprogramm, sagt Bigfoot Boeck, der sich seitdem vor allem bei den privaten Fernsehsendern exzellent auskennt. Scheiss Schneesturm draussen, sagt der Rest der Crew, die den Pflegefall liebend gern auf der Mittelstation in der Sonne zwischen Weizenbier und Schneehasen platzieren würde.

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Boeck leidet und entschließt sich, vorzeitig abzureisen. Zugverbindung Innsbruck – Hamburg, erst Designer-Pizzaria, dann offizielles Verabschiedungsprotokoll. Sehr schade.

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Apropos schade und apropos Schneehasen: Ein leidiges Thema. Man sieht ja nie nichts. Alberne Mützen und Weltraum-Expeditions-Schneebrillen verdecken jedes Antlitz, dann noch Boarder- Hosen im Baggystyle, so dass man nicht mal die Geschlechtszugehörigkeit erahnen kann, von einer attraktiven Figur ganz zu schweigen.  Letztere führt uns unsere blutjunge Wirtin jeden Tag vor. Bedauerlich nur, dass selbige sich von jedem noch so charmanten wie wohldosierten Werben so unbeeindruckt zeigt (so geschehen bei Gregoires allmorgendlichen Brötchen-Aufback-Termin, der in seiner Nebenintention trotz ungeahnter Ausdauer zum Scheitern verurteilt scheint) , dass sie schnell den verführerisch- unnahbaren Namen Eis- Katharina erhält.  Doch wie so oft ergibt sich am letzten Abend dann ja doch noch was. Allerdings beim Aprés- Ski, nicht bei der blöden Vermieterin.

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Apré-Ski findet in Big M an vorderster Front im Eisbär statt. Ein wirklich enormes Partyaufkommen mit bis dato unbekannt beknackter Musik.  Alkoholkonsum  und Menschengedränge lässt diesen Ort nicht hinter Sölden oder Ischgl zurückstehen. Beeindruckend.

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  In adäquate Mitmach-Laune kommen wir nur am besagten letzten Abend, da uns  ein außergewöhnlicher Kälteeinbruch samt obskurer Komplettvereisung von Sesselliften  und Snowboard-Gear bei den zwei letzen Abfahrten und die allerletzte Abfahrt ja sowieso  zum Ausfassen  einiger Birnen geradezu nötigen. Einirgermaßen vorgeglüht halten wir das Spektakel mühelos aus und finden auch schnell Anschluss.  Zu einer Gruppe Belgier gehört auch die gleichermaßen selbstbewusste wie attraktive Annouk, deren Name noch Jahre später durch „Audi... quattro“-Witze zur Heiterkeit beitragen soll.  Jedenfalls gibt es für Slomo irgendwelche Verabredungen zum Küssen in der später noch zu besuchenden Disco. Die ganze Geschichte geht aber auch erst richtig nach dem Urlaub los und würde hier zu weit führen. Ist ja auch egal.

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Zwischen Apré-Beskiung und besagten Discobesuch empfiehlt es sich, das Appartment aufzusuchen. Die Zeit soll mit Duschen, Essen und Ausruhen überbrückt werden. Lagenlutz ist jedoch schon so bretthart, dass es für ihn in dieser Hinsicht keinerlei Einsehen gibt.  Da er wiedederum auch  in der Nacht nicht mit nach Hause will, muss der einzige Appartment-Schlüssel für ihn deliriumssicher durch eine absolut ingenieursmäßige Klopapier-Konstruktion zielgenau vom Balkon in den Schnee abgeseilt werden.

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Am nächsten Morgen gibt es noch eine finale und völlig entkräftete Snowboardung, bevor man man wiederum komplett durchbeseelt die Heimreise antritt. Zwischenstation in Berndingolfshausen bei Sat&Kat. Der Wirtschaft im Daniel wird durch umfangreiche Nachbestellungen eindrucksvoll verdeutlicht, dass für uns die Portionen zu mickrig sind. Danach schleift uns Saturno durch sämtliche Clubs und Kneipen, um uns konditionell den Rest zu geben. Wir sind durch.

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  Dermaßen erholt genießen wir die Rückreise in den Norden. Die neue Ärzte-CD singen wir komplett auswendig mit und nebenbei kommen wir auf so coole Ideen wie automatisch ausklappbare Snowboardträger-Systeme fürs Auto oder neuartige Fortbewegungsmittel für Regenwürmer. So kann’s weitergehen.