Ostermarsch 2002

Auf der ewigen Suche nach der Bedeutung der drei Buchstaben, bereist die IPC-Nordallianz den lieben Freund Saturno samt Gattin im oberbayrischen Ingolfsheim. Das umfangreiche 3-Tage-Programm ist straff dürchorganisiert und nur mit eiserner Disziplin und konsequenter Missbilligung sämtlicher Versuchungen in welcher Form auch immer zu schaffen.

Voller Unbill schon die Anreise: Auf der ersten Etappe von Hamburg nach Braunschweig steht man schon ca. 500km und 10 Stunden im Stau. Auch das restliche Stück sitzen wir die ganze Zeit nur im Auto und fahren. Wie langweilig! Konsequenterweise mss man sich im Zielort hoffnungslos verfahren - die notwendige Fremdnavigation klappt auch nicht auf Anhieb, weil der Gastgeber aus Frust über die multimediale Technik sein Handy während des Telefonats an der Wand zerschmettert.

Höhepunkt des Karfreitags ist die Besteigung der Walhalla zu Regensburg. Die Akropolis der Donau wird von den seit Monaten so schmerzlich vermissten Sonnenstrahlen geflutet. Kalkweisse Büsten der gesamten deutschen Elite vergangener Tage im Inneren finden keinerlei Beachtung. Von viel grösserem Interesse bei unserem Picknick mit Kuchen, Weissbier und Fernblick sind die noch lebenden Besucher beiderlei Geschlechts. Vom Quoten-Lederschnürjeans-Träger bis zum Schlampen-Fotoshooting mit Strip-Einlage kann allerhand beobachtet werden. Leider mangelt es uns aber mitunter an Aufmerksamkeit. Unser Fahrer muss bei dem missglückten Versuch von der Autobahn abzufahren Häme und Spott ernten („Das ist ein Parkplatz, Schwachkopf!“). Und ein sonst sich selbst für so sportlich haltender IPC-Member kackt bei der Bekletterung der riesigen Walhalla-Stufen ab, rutscht auf abschüssiger Ebene („der 2-Ebenen-Effekt“) vier oder fünf Meter in die Tiefe und ratscht sich fast die ganze Fingerkuppe des linken Zeigefingers auf. Oh weh!

Der Tag schliesst mit Leibesertüchtigung am See, sowie Abendessen und Umtrunk bei unseren reizenden Gastgebern. Bei der anschliessenden Filmvorführung unter dem Motto „Die Bedeutung des privaten Motorsports in der sozialen Perephiere der frühen 80er Jahre" fallen dann schon fast allen Hasenkindern die Äuglein zu.

Ostersamstag, Kaiserwetter, amtliches Weisswurschtfrühstück mit Brezeln und Weissbier. Wie immer unter freihem Himmel. Danach intensives Abfeiern des Italo-Fuhrparks mit zwei und vier Rädern. Expertentum, wichtige Fotos, dann eine Panne: Die Saturno macht „piff“. Danach bleibt das Motorrad stumm. Mmh, vielleicht Sprit alle? Doch der rennsporterfahrene Eigentümer weist den zuletzt gefahrenen zurecht: „Quatsch! Das ist ein Flachschiebervergaser. Wenn man da nicht ganz sensibel Gas gibt, geht die Maschine aus.“  Ettliche Versuche, das Rühr-mich-nicht-an unter den Krads wieder in Gang zu bringen schlagen fehl. Schliesslich wird doch ein Kanister Benzin aufgetrieben und nachgetankt. Die Rennbüchse springt auf den ersten Kick an.

Am Nachmittag werden wiederum die kulturellen Tagesordnungspunkte auf dem Altar der Sonnenanbeter geopfert. Biergarten statt Audi-Museum. Noch mehr Weizenbiere werden ausgefasst. Irgendwann funktioniert sogar der 7-Euro-Rettich-Spiral-Schneider („Ich bring das Scheiss-Ding zurück!“). Herrlich.

Am Abend weiblicher Besuch aus der Landeshauptstadt. Real Bavarian Food bei Daniel mit Belauschung echter bajuwarischer Stammtischgespräche. Nächster Programmpunkt: Das Defilée sämtlicher Gewinnerinnen der Wahl zur Miss Ingolstadt von 1982-2001 im Etablissement „l’evento“ (mit Ausnahme von 1987, die angeblich wegen Unpässlichkeit nach Brustvergrößerungs-OP nicht anwesend sein kann). Wurden eben zum Essen nur Biere und Birnen verköstigt, brechen jetzt alle Dämme. Eine prächtiges Fest mit und Tanz und Alkohol unterschiedlichster Colour nimmt seinen Lauf. Lustige Szenen und nur allzureizende Personen können mit der Digi-Cam festgehalten werden.  (Der geneigte Leser mag verstehen, dass das Bildmaterial nur auf Anfrage und nach eindeutiger Identifikation herausgegeben werden kann. Es droht keine Morgenpost-Party-Kolummne des letzten Michael-Ammer-Events). Die Nacht zeichnet verantwortlich für Irrungen und Wirrungen in Hülle und Fülle. Es wäre müssig, an dieser Stelle ins Detail zu gehen. Schliesslich landen alle wieder zu Hause, auf welchem Wege auch immer...

Am nächsten Morgen klagen einige Ostergäste über unerklärliche Kopfschmerzen. Auch lässt Konzentration und Wortfindungsgabe zu wünschen übrig („Worte kommen von Kuh an Wand“). So „muss es auch gar kein Wunder“, dass die reichlich verzögerte Abreise durch nochmaliges Zurückfahren sich weiter in die Länge zieht, weil Teile der Manschaft ihre Kultur und sonstige Ausrüstungsgegenstände vergessen haben.  Egal.  Die Reisegruppe - ob der neuen Eindrücke und Bekanntschaften beseelt und nachdenklich zugleich (wo liegt eigentlich Tschimkent?) – macht sich auf den Weg nach BS, um dort die Abschlusskundgebung in bekannten Gefilden zu zelebrieren. Einstimmig bestätigen alle den ausdrücklichen Wunsch, es nach den Strapazen bei einem kurzen, höchstens mittleren Zug zu belassen – und tatsächlich findet man sich auch schon morgens um halb sieben wieder in der Bachstrasse ein.

Ein gebenedeites Osterfest. Auf die Frage, was eigentlich IPC bedeutet, gab es reichlich Antworten.