27.10.02:
ShadowRidge In
einer Woche ziehe ich um – das heisst, wenn alles klappt. Bei
organisatorischen bzw. logistischen Maßnahmen darf man da seine Zweifel haben.
Bislang wurde meine Sozialversicherungsnummer (noch wichtiger als der Führerschein)
irgendwie falsch ausgestellt, meine Dienstwagenbestellung lief schief, zwei
Kreditkarten verabschiedeten sich auf dem Postweg ins Nirvana und wenn der
Container mit meinen Sachen mit genauso großer Verspätung ankommt, wie mein
unbegleitetes Fluggepäck (...das ist da, noch bevor Sie ankommen.), dann wird
der Umzug nächsten Freitag recht sparsam ausfallen. Brauch mir nur ´ne
Luftmatratze zu kaufen. Da der gesamte Hafen von Los Angeles sich
wochenlang im Streik befunden hat, muss ich mich da eigentlich keinerlei
Illusionen hingeben. Sei’s
drum. Solcherlei Undisponiertheiten regen hier keinen Menschen auf. Da waren
gestern z.B. die zwei Verkehrspolizisten, die beim Ampelausfall auf der
Riesenkreuzung plötzlich selbst ausfielen, weil irgendein Passant eine Frage
hatte, deren Beantwortung gleich beide Beamte für längere Zeit zu einer
willkommenen Pause veranlasste. Nach einiger Zeit des Wartens wurschtelten
sich die Autos auch ohne Regelung durcheinader durch. Die ins Plaudern
geratene Obrigkeit nahm zufrieden zur Kenntnis, dass es auch ohne sie
zugegebenermaßen chaotisch und langsam aber immerhin irgendwie vorwärts ging. Und
dass die private Telefonnummer des vom Studio auf Dauer angemieteten Appartments
irgendwo in den Gelben Seiten unter Volkswagen auftaucht, bereitet mir schon
wieder zunehmend Freude. So ruft mich wenigstens mal jemand an. Mal ist einem
die Klimaanlage ausgefallen, dann ist wieder nur ein Reifen platt oder auch das
ganze Auto hin. Bereitwillig nehme ich die Reparaturfälle entgegen, verspreche
100%ige Kulanz und Ersatzautos innerhalb der nächsten 12 Stunden. Erzürnte
Kunden könnte ich auch mit Trost-Flugreisen nach Las Vegas beruhigen. Ansonsten
ist es ein bischen langweilig in Simi Valley. Rumgeplansche im Swimming-Pool und
ein Kino mit Fressmeile sind die Highlights. Aber ich erfreue mich an einem
Balkon in der Sonne (der mit dem schrotten, blauen Sonnenschirm) und einer
Hausnummer, die genau mein Geburtstagsdatum an der Hauswand anzeigt. In meinem neuen Zuhause werde ich auf Air-Condition, Spülmaschine und ein zweites Schlafzimmer verzichten müssen. Dafür ist die Lage unschlagbar. In nur fünf Minuten zu Fuss sind die elegantesten (und teuersten) Bars von Los Angeles erreicht. Die Anwesen von Jack Nicholson und Bruce Springsteen gehören angeblich zur unmittelbaren Nachbarschaft . Überall in der Gegend werden Straßenkarten verkauft, die zu den Privathäusern der Stars führen. Ich überlege, ob ich für die nächste Auflage auch jetzt schon meine Adresse bekanntgeben sollte. |
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