11.11.02: Partytime

In meiner Eigenschaft als IPC-Abgeordneter und aus privatem Interesse genießt das pflichtgemäße  Ausscouten des Nachtlebens von L.A. für mich eine übergeordnete Priorität. Keine leichte Aufgabe. Die ganze Angelegenheit ergibt sich nicht so selbsterklärend wie auf ‘m Hamburger Kiez und erst recht nicht so übersichtlich wie in Braunschweig. Ausserdem muss man auf der Hut sein. In der Strasse mit den huebschesten Cafes und Restaurants laufen nur Maenner rum. Einige Hand in Hand. Komisch. Adäquate Ausgeh-Gegenden erstrecken sich von Santa Monica über Westwood, Beverly Hills und Hollywood bis nach Downtown. Das ist weit. Man muss sich vorher überlegen, wo man hin will. Einen vernünftigen Wegweiser in Form einer zeitgemäßen Stadtillustrierten hab‘ ich bis jetzt noch nicht gefunden. Bislang musste ich mich deshalb recht unstrukturiert mit dem begnügen, was man so erzählt bekommt oder voran man selbst vorbeigekommt. In einer systematischeren Herangehensweise steckt also noch enormes Potential, aber bislang hab‘ ich mich auch nicht gelangweilt.

Da ein Hauptanliegen für den Amerikaner das Essen zu sein scheint, spielt sich wohl der größte Teil der Abendkultur in den zahllosen fancy Restaurants ab. Selbst in Westwood, dem Uni-Viertel von L.A., wo wirklich jede/r mit einem UCLA-Kapuzenshirt ‘rumläuft, trifft man sich in den Gaststätten anscheinend nur zum essen. Keine Kneipen also. Gut zu wissen, das man sich überall lecker und stilvoll beköstigen lassen kann, aber solange ich noch niemanden kenne‘, mit dem ich da hingehen kann, ist das zu langweilig. Aber es gibt natürlich auch richtige Bars. Entweder Ami-mäßig rustikal oder absolut durchgestylt und richtig teuer. Bisheriges Highlight ist das Standard auf’m Sunset. Leibhaftige Menschen (weiblichen Geschlechts) als Deko-Elemente hinter Glas in einer strahlend weissen Empfangslobby. Ganz geiler James-Bond-Sixties-Style. Schließlich sind da noch die Dancing-Clubs, wo selbstverständlich erstmal 20$ Eintritt berappt wird. Vor 23 Uhr ist natürlich nirgendwo was los. Dafür erklingt aber auch schon um halb zwei der last-call-for-alcohol. Um viertel vor zwei geht das Licht an und alle Hasenkinder werden ‘rausgescheucht. Vor der Disse haben sich derweil diverse Mexikaner mit ihren Landmänner-Grills aufgebaut, um erstmal ‘ne Runde Hot-Dog wohlfeil anzubieten. Von dieser zwei-Uhr-Regel gibt es auch Ausnahmen, sogenannte After-Hour-Parties, die aber zumeist mit Techno einhergehen.

Desweiteren muss jedem Kalifornien-Besucher klar sein, dass er in KEINER Lokalitaet drinnen rauchen darf. Egal ob Cafe, Bar, Restaurant oder Club. Manchmal gibt es eine Raucher-Lounge, deren Luft einen an die Heimat erinnert. Meistens aber halten sich die meisten Party-Gaeste draussen im Raucher-Patio auf - einer Art Terasse oder Hinterhof, was bei den hiesigen Temperaturen niemanden stoert. Nur in den Bars ohne Smoker’s Lounge oder Patio wird’s bisweilen ein bischen albern. Draussen rauchen, aber nicht trinken oder drinnen trinken, aber nicht rauchen, weil Alkohol auf der Strasse halt auch verboten ist. Fuer manchen ein ewiges Gerenne.

Nüchtern betrachtet könnte man jetzt sagen, da geht in heimischen Gefilden aber mehr. Jedoch wird an dieser Stelle erst der reizvollste Aspekt genannt. In einem Satz: Die Damenwelt ist absolut sexy und in allerbester Partylaune. Von Fettleibigkeit oder Zurückhaltung kann in Californien keine Rede sein. Der Hauptunterschied zu allem bisher bekannten besteht in einer ungeahnten Kontaktfreudigkeit. Ein Gespräch ist im Nu hergestellt. Jemanden anzusprechen, hat keinerlei schlechten Touch. Im Gegenteil. Wer still bleibt, wird schräg angeguckt. Meistens ist man selbst Opfer. Anscheinend geht man (und frau) aus, um tatsaechlich neue Leute kennenzulernen. Da man selbst aus Europa kommt und sich nicht auskennt, ist auch immer genügend Gesprächsstoff vorhanden. Bisweilen wird man eingeladen und herumgereicht. Hervorragend. Selbstverständlich warnt jede/r einen, das diese Bekanntschaften nicht von Dauer sind, aber irgendwie heisst es auch immer: ‚You can call me anytime. Whenever you want.‘ Man darf gespannt sein...

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Ach ja, Bildmaterial fehlt. Wollte an den Top-Locations nicht wie ein Touri-Nerd aussehen. Muss irgendwie nachgereicht werden. Als kleinenTrost gibt’s einen Vorschlag zur Verwendung von Saturnos 944er.