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18.10.02:
Pomona Swap Meet
Amerikanische
Strassenkreuzer, fette Coupes, Muscle-Cars, Mustangs und Corvetten, das ganze
authentische Big-Block-Gelumpe aus den 50er, 60er und 70er Jahren, dazu noch die
Volkswagen- und Porsche-Posse. Alles zusammen samt Teilemarkt auf einem riesigen
Freigelaende mitten in Los Angeles.
Das
meiste ist zu verkaufen, einiges soll nur bewundert werden. Oldtimermarkt und
Jahrmarkt der Eitelkeiten gleichzeitig – Country und Western also. Autoherz,
was willst Du mehr? US-Kisten sind riesengross, haben acht Zylinder, verbrauchen
30 Liter und sind unkaputtbar. Fuer mich als Laien die ideale Gelegenheit, mein
geballtes Vorwissen etwas zu strukturieren und sich einen Ueberblick ueber
dieses wichtige Thema zu verschaffen. Denkste. Man weiss ja gar nicht, wo man
hingucken soll. Alles so neu, so cool, so viel, so faszinierend, so
manniglfaltig. Weder Modelle noch Marken kenn ich.
Mal sehen,
was fuer meinen Geldbeutel so dabei ist. Manch eine respektable Riesenkiste, die
in Deutschland rein geometrisch jedes Oberklassefahrzeug in den Schatten stellen
wuerde, gibt’s fuer 1000$. Der naechste Schlorren, genauso imposant aber auch
irgendwie anders aehnlich kostet gleich das 20fache. Aha. Seltenes Exemplar.
Liebhaberstuecke. Alles klar. Auf superaufgebretzelte Chrom-Karren aus
‘…denn sie wissen nicht, was sie tun’ steh’ ich ja nicht so. Muss eher
abgeschissen daherkommen, um nicht zu sagen durchgehurt. So zum
Muelleimer-anfahren. Am liebsten einen 2-Tuerer, aber man muss vorne zu
dritt sitzen koennen.
Ach, sowas
fahren eigentlich nur noch arme Mexikaner? Damit braucht man sich zwischen Bel
Air und Malibu ueberhaupt nicht blicken zu lassen? Naja, die Geschmaecker sind
halt unterschiedlich. Ich stolpere weiter, es ist wirklich riesengross hier. Und
heiss. Mich duerstet. Und ueberall sind Riesenschlangen an den Hot-Dog-Staenden,
wo’s auch eiskalte Coke gibt. Es geht einfach nicht voran.
Dienstleistungsparadies bedeutet also, dass man sich als Dienstleister nicht zu
beeilen braucht. Am Bier-Stand dafuer keine Schlange. Noch dazu ist der Konsum
erlaubt, und das unter freiem Himmel. Herrlich, leichter kann einem die
Entscheidung ja gar nicht gemacht werden. Dann weiter. Die Coupes sind ja alle
gut und schoen. Kriegt man aber kein Surfboard mit. Station Wagon, Pickup,
Convertible? Was denn nun? Ein El Camino koennte eine Alternative sein,
sozusagen ein Pickup-Coupe-Crossover. Ich bin verwirrt. Werde Dr.U konsultieren
muessen. Dann langsam Aufbruchsstimmung. Polonaise ‘raus. Jetzt ist cruisen
angezeigt. Die fetteste Perfomance legen die Mexikaner mit ihren
Low-Rider-Spezial-Umbauten hin. Die riesigen Kofferraeume voller Batterien und
Hydraulikpumpen vermoegen diese Autos, sich im Moonwalk ihren Weg durch die
begeisterten Zuschauer zu bahnen. Es zischt, es scheppert, es kracht, es
schleift durch den Sand. Nicht schlecht. Manche huepfen mit ihren Autos davon,
andere fahren auf nur drei Raedern. Uebrig bleiben die, die wahrscheinlich schon
die letzten paar Male ihren Dreck nicht losgekriegt haben. ‘Make an offer!
Must go today!’ Den Bodensatz bekommt man jetzt hinterhergeschmissen.
Schnaeppchenjagd. Ich gebe mich fachkundig und lasse mir ein angeblich noch
perfekt fahrendes Wrack vorfuehren.

Kann ja
nicht viel dran sein. Ein Blick in den Motorraum laesst mich jedoch zweifeln.
Hier passt ein normales Auto ‘rein. Was die ganzen Aggregate sollen, weiss ich
nur bedingt. Und wieviel Oel da so offen ‘rumfliessen darf? Mhhmm, ich mach
mal nix. Dieses Mal bringt mich der goldene Jetta Kombi aus dem Fahrzeugpool
meines Arbeitgebers nach Hause.
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