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Lazy
Los Angeles Lakers

Guten
Abend, liebe Sportfreunde, und herzlich willkommen in der wunderschönen
Staples-Arena zu Los Angeles. Wir alle sind gespannt auf die heutige
NBA-Begegnung der weltberühmten Los Angeles Lakers gegen die total unbekannten
Golden State Warriors. Der Name des Gegners lässt ebenfalls auf eine
kalifornische Herkunft schliessen. Somit sind wir Zeuge eines Lokal-Derbys. Ganz
was aufregend. Die Lakers spielen vor fast ausverkauftem Haus, d.h. 19.000
begeisterte Zuschauer haben den Weg nach Downtown L.A. gefunden und werden das
Staples-Center in einen Hexenkessel verwandeln. Die Lakers haben ja in der jüngsten
Vergangenheit dreimal hintereinander vergeigt, das Wort „Krise“ nimmt hier
aber keiner in den Mund, denn schliesslich handelt es sich nachwievor um den
Rekordmeister, dessen konstante Leistung (three in a row – NBA-Meisterschaften
2000, 2001 und 2002) im Minutentakt über die riesigen Bildschirme flimmert.
Bevor das spannende Spiel aber losgeht, möchten wir Ihnen noch schales Bier aus
Plastikbecher mit matschigen Burger für nur 20$ ans Herz legen. Das muss ja
wohl drin sein, schliesslich hat man VIP-Sponsor-Karten und spart somit den
Eintrittspreis, der angeblich bis zu 700$ pro Person betragen kann. Dass in
dieser komischen Sky-Box von Canon auch noch Essen und Trinken umsonst ist,
konnte man ja vorher nicht wissen. Leider läuft einem das Budweiser aber gar
nicht mal so gut rein, denn in der riesigen Turnhalle ist es nämlich kalt und
zugig wie im Volksparkstadion kurz vor der Herbstmeisterschaft.

Das
Licht wird gedimmt, alle aufstehen! Nationalhymmne. Danach kann kann die Partie
endlich beginnen. Der Rekordmeister spielt wie wohl alle Rekordmeister spielen müssen.
Macht nur das nötigste. Dafür kriegt man ohne Fernglas auch nur das nötigste
mit. Ein Basketballspiel aus 100 Meter Entfernung. Spannend. Der gerade wieder
genesene und fett angekündigte Shaquille O’Neill (Shaq-Attack, das
Riesenbaby) spielt erst gar nicht. Aber wer spielt da schon? Hier ‘ne Pause,
da ‘ne Unterbrechung. Time-Out, Foul, Quarter-End, Halbzeit. Irgendwas ist ja
immer. Ein Basketballspiel dauert eigentlich vier mal zwölf Minuten. Nach drei
Stunden sitzen wir immer noch hier. Mir ist ein bischen langweilig.
Wahrscheinlich ein Tribut an das Werbefernsehen. Bei der Übertragung der
Olympischen Spiele soll beim 100m-Lauf der Herren die nächste
Werbeunterbrechung ja auch schon stattgefunden haben, noch bevor der letzte Läufer
ins Ziel kam. Nervig für den Zuschauer daheim am Schirm, hier in der Arena
scheints aber jedem zu gefallen, denn bei Spielunterbrechung gibt es eine Chance
auf das eigentliche Highlight der Veranstaltung:

Die
Auftritte der Laker-Girls. Nicht die millionenschweren Sportler sind die Stars.
Den tanzenden Mädels wird schon vor dem Spiel wesentlich mehr Zeit zur
Vorstellung eingeräumt als der doofen Mannschaft. Von ordinären Cheerleadern
kann keine Rede mehr sein. Wer Laker-Girl ist, hat’s geschafft. Der Karriere
ist Tür und Tor geöffnet. Leider sorgen die Damen nicht bei jeder Pause für
Kurzweil. Genau wie die Herren mit dem Ball geben sich auch die Laker-Ladies
etwas lazy. Dafür haben sie aber zu jedem Auftritt neuen, beispiellos knappen
Fummel an. Aber man sitzt ja soweit weg. Das Match nimmt seinen Lauf. Für
denjenigen, der gerademal nicht aufgepasst hat, zeigen die bunten Laufbänder in
der Arena an, dass jeder Treffer der Lakers entweder unbelieveble, awesome oder
what-a-shot! war. Zum Schluss kommt tatsächlich Spannung auf, weil die Lakers
schon wieder viel zu pomadig agieren und die vierte Pleite in Folge droht.
85:85, Verlängerung. Auch das noch – scheinen sich auch die Millionäre in
den gelben Trikots zu denken und reissen sich jetzt nochmal für fünf Minuten
zusammen. Zum Schluss ein deutlicher Sieg. Es regnet lila-goldenes Lametta.
Nichts wie ‘raus hier.
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