Elefantenjagd


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Nach vorangegangener Schilderung kann sich ein jeder vorstellen, dass der Druck, bei der Arbeit auch mit einem respektablen Spielzeig gut auszusehen von Anbeginn riesengroß war und beständig wuchs. Einfach nach Kalifornien kommen, sein täglich Tagewerk verrichten und am Wochenende ein bischen mit dem Longboard in Malibu abhängen - hier eindeutig nicht bringbar. Die Entscheidung für ein Motorrad scheint das nützliche mit dem angenehmen zu verbinden, schliesslich darf man als Biker auf dem Freeway die Car-Pool-Lane benutzen und an jedem Stau vorbeirauschen, was sonst nur Autos mit mindestens zwei Insassen erlaubt ist, also hier eigentlich von niemanden genutzt wird. Langer Rede kurzer Sinn, eine Enduro muss her. Gleichermaßen geeignet für Highway, Wüste und Stadtverkehr. Nach langem Suchen finde ich im Internet eine 85er Cagiva Elephant 650. Inseriert ist die Kiste allerdings noch zwei Jahre jünger. Das falsch angegebene Baujahr ist dem Verkäufer allerdings überhaupt nicht unangenehm. Dafür springt der Schlorren beim Besichtigungstermin ja auch nicht an. Super - zwei Stunden durch die Wüste gefahren, um sich anzusehen, wie ein fetter Ami vor seinem ätzenden Neubauhaus, das nur aus Küche und Garage für den ebenfalls nagelneuen Ford-10-Zylinder-Riesen-Pick-Up zu bestehen scheint, auf dem Kickstarter von einem armen, sensiblen, italienischen Motorrad ‘rumtrampelt, weil irgendjemand den E-Starter auch schon ruiniert hat. Ich kann es kaum mit ansehen. Einmal mit dem Monstertruck angeschleppt, läuft der Ducati-Twin tadellos, und auch sonst kann der jämmerliche Zustand, in dem sich die Möhre befindet, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Substanz eigentlich noch korrekt ist, und der ganze Eimer die Basis für ein überaus unwahrscheinliches Höllen-Bike darstellen könnte (offene Trockenkupplung an einer Enduro!). Jedenfalls wird zunächst geschraubt, gefuddelt und probiert, schließlich sei der Bock immer angesprungen, er stand jetzt ja nur ein halbes Jahr. Immer dasselbe Lied. Sogar 125-oktaniger Rennsprit vermag nichts auszurichten. Vorbesitzer wird angerufen: Die Batterie muss unbedingt geladen sein, sonst wohnt kein Zündfunke. Also Mörder-Ladegerät angschliessen, amerikanische Lasagne aufgewärmt kriegen und wieder warten. Zwischendurch versucht die Gattin, mich noch zum rechten Glauben zurückzuführen. Ob ich denn in Kirche ginge, warum denn bloß nicht, schließlich verdanken wir all unser Glück doch dem Vater im Himmel. Außerdem solle ich bloß aufpassen, denn sie hätte gehört, ich wohne in Hollywood. Und da gäbe es fast auschließlich nur Perverse. Und die wollten von mir ja nur das eine. Und davon könne man Krankheiten kriegen. Und von manchen sogar sterben. Und dabei ginge es diesen Menschen ja nur um ihr Vergnügen. Mmmh. Ob da was dran ist? Endlich ist die Batterie aufgeladen. Die Elephant springt sofort an. Na bitte, es hat also nichts. Von den 1900$ werden noch 300 runtergehandelt und Randy muss mir den Schatz mit seinem Proleten-Pick-Up auch noch nach Hause liefern. Ja genau, nach Hollywood, in das eklige Schwulen-Sündenbabel.

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Jetzt also nur noch versichern und anmelden. Gar nicht so einfach. Die Versicherungen sind skeptisch oder unverschämt teuer. Ich habe keine Driving-History. Ohne schriftliche Bestätigungen (auf englisch), dass ich weder Punkte noch Unfälle in den letzen drei Jahren hatte, geht nichts. Wie soll ich denn den Kram jetzt auf die Schnelle auftreiben? Wenigstens muss eine offizielle Übersetzung von meinem deutschen Führerschein her. Aber das dauert alles und kostet Unmengen. Also, selbst übersetzen und von Dr.U als renommierte Übersetzerin bestempeln und unterschreiben lassen. Der Versicherungsmensch ist von der deutschen Performance beeindruckt. So schnell hatte er mich nicht zurückerwartet. Das Papier gefällt, ich bin versichert. Dank an Dr. U. Dann wieder Ärger bei der Zulassung. Das schöne Custom-License-Plate („DIRT DUC“) findet sich nicht in meinen Papieren wieder. Au weia. Der Typ, der mir das Krad verkauft hat, übrigens auch nicht. Aber das ist nicht so schlimm. Jedoch liegt der Tatbestand des Nummernschild-Vergehens vor. Ein geklautes oder illegal angebrachtes Nummernschild an meinem schönen Motorrad. Zum Glück wird nur das Schild konfisziert und nicht der Elefant.

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