Für diesen Sommer haben sich zahreiche Menschen aus der Heimat angekündigt. Sehr schön. Da eine Reise ins Land der Micky Mäuse aber kostspielig und beschwerlich ist, und ich mich doch (bis jetzt jedenfalls noch) so über Besuch freue, möchte ich für meine Gäste mehr als nur eine alte Isomatte und ein paar Tips, wo man am besten gar nicht hinzugehen braucht, bereithalten. Ein altes Auto - so zum rumfahren – wäre ne Riesensache. Erstens wird man hier ohne Auto nichts, meins brauch ich aber ab und zu selbst, zweitens will ich mein Motorrad niemandem zumuten (und mir selbst natürlich auch nicht) und drittens darf ich mit meinem Leasing-Car nicht die Grenze zu Mexiko überqueren, obwohl selbst dort die ärmsten Teufel auch kein Interesse mehr an meinem nur drei Monate alten aber irgendwie schon runtergewohnten Audi haben duerften. Mexiko mit eigenem Auto sollte aber nicht nur grundsaetzlich eine Option sein, sondern ist schon fester Bestandteil des Ferienprogramms (Ola, Jasperallee). Ein altes Schrottauto vereint drei große Vorteile und einen Riesennachteil. Es ist billig, es wird nicht geklaut und man kann aufs stilvollste dem amerikanischen Materialismus entgegentreten. Der Nachteil: Es ist alt und schrott. Zur Zeit prüfe ich gerade den hiesigen Markt auf adäquate Schnäppchen. In der Rubrik „Cars under 1000$“ im Simi Valley-Käseblatt war bislang ein 85er BMW 318i das beste Angebot. Alle Ami-Kollegen restlos begeistert. Hab aber dankend abgelehnt - zu wenig US-Spirit. Man sollte schon vorne zu dritt sitzen können, oder aber kein festes Dach haben oder eine offene Ladefläche für allerlei unnötigen Kram. Oder alles zusammen. Heute morgen wurde ich fündig: Melrose Avenue, Querstrasse, auf dem Weg zum sonntäglichen Flohmkarkt steht ein zirka zehn Meter langes, völlig abgekacktes Ami-Cabrio am Strassenrand. Das Auto hatte bereits eine ganz schwere Zeit hinter sich, besticht aber immer noch durch schiere Größe. Der Prototyp des Ami-Schlittens aus einer Zeit, als Spritpreise noch kein Thema waren, meterlange Überhänge zum guten Ton gehörten und das Design noch nicht nach abgelutschtem Speiseeis aussah. Noch bevor ich näher treten kann, ruft ein sympathischer Typ meines Alters was von 500$. Ich halte inne. Nach einem kurzen Plausch stellt sich heraus, dass der Wagen nur fertig aussieht, technisch aber quasi besser als im Neuzustand dasteht. Also genau das, was ich suche. Ich lasse mir Papiere und Beläge zeigen. Bremsen, Getriebe, Radaufhängung. Alles in den letzten zwei Jahren überholt worden. Mittlerweile hab ich auch durchgeleitet, worum es sich hierbei überhaupt handelt. Ein 71er Cadillac Eldorado Convertible mit 8.2 Liter Bigblock-V8-Motor. Nebenbei das fetteste was in Amerika hubraummäßig überhaupt je verbaut wurde. Das Aggregat wird angelassen und gurgelt auch standesgemäß los. Beim Gasgeben im Leerlauf schwankt die ganze Karosse um die Längsachse. Motorlagerung vielleicht schon etwas matschig? Nein, bestimmt nur das Monster-Drehmoment. Ich bin beeindruckt und verabrede einen Termin zur Probefahrt. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon Olli und Erne damit wie Thelma und Luise durch die Wueste cruisen. Ein Cadillac Eldorado füer 500$, sage ich laut denkend. Ein wirklich cooler Deal. „Wieso 500$? Ich will 5000 dafür haben.“ Ach so. Kleines sprach-akustisches Missverständnis. Kommt ab und zu mal vor. 5000 Dollar für den Haufen Schrott, der wahrscheinlich gerade mal noch bis Tijuana hält, weil irgendwann mal Bremsbeläge und Kühlflüssigkeit gewechselt wurden? Nein, danke. Die Suche geht weiter. |
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