männer und ihr spielzeug 

   seester_1.jpg (19031 Byte)

Was bisher geschah...

Oktober 2002, der Herbst zeigt sich von seiner norddeutschesten Seite, es regnet aus Eimern.
Unterwegs mit Gert, meinem langjährigen Begleiter aus dem Hause Volkswagen, biege ich, vorfahrtsberechtigt,  links ab in die Kleiststrasse, Ausgangspunkt so mancher Elmshornung. Dort lungert bereits ungeduldig ein Taxi (muss warten) rum, um selbige nach meinem Passieren nach links zu verlassen.

Nun hat ja jeder schon gehört, dass Fuhrunternehmer permanent unter Termindruck stehen, von wegen Billiglohnländer ohne Tüv und so, doch der Knabe in dieser Droschke hatte es vielleicht etwas sehr eilig. Von der nicht vorhandenen Kupplung abrutschend schlägt er mit seiner Eh- Egal- Klasse stumpf in mein linkes Seitenteil ein: Totalschaden.

Bei der Schadensbesichtigung wenige Momente später reagiert er auf meine Frage, ob er das denn heute noch wieder reinfahren würde, unerwartet schroff. Na ja, wer den Schaden hat...

Der Rest ist schnell erzählt, die gegnerische Versicherung überweist 1400,- € (gepflegter Zustand, nie was dran gemacht), die Mühle geht für 100,- € Restwert wieder in meinen Besitz über und wird in einer Nachmittagsaktion provisorisch fahrtüchtig gemacht.

Von nun an heißt es Augen auf, ein neuer fahrbarer Untersatz muss her.

Durch Zufall berichtet mir „der Lange“, seines Zeichens Schrauber- Konifere von regionalem Ruf, von einem Spezialitätenfahrzeug bei einem Fähnchenhändler ganz in der Nähe:

Ford „Knutzen“ Taunus Coupe 2.0 GXL, BJ 72, weiß mit schwarzem Vinyldach und allen unnötigen Extras, 6 Zylindern und 90 Pferdestärken, aus erster Hand mit gerade mal 55.000 km auf der Uhr, für inflationäre 3.250 €.

haendler.jpg (15503 Byte)

Das Teil wird noch in der selben Nacht besichtigt und für gut befunden, bis zum nächsten Morgen um 7:00 Uhr ist ein Zugfahrzeug incl. Anhänger aufgetrieben, der Bankomat sorgt für die nötige Liquidität.

Mit potentiellem Besitzerstolz betrete ich den Verkaufsplatz, um die nötigen Formalitäten schnellstmöglich abzuwickeln.

„Wie, das Ding ist schon verkauft? Kann doch nicht, steht doch noch da! Ach so, ist gestern Abend angezahlt worden und wird am Wochenende abgeholt. Na dann mal nichts für ungut, Chef, bis die Tage.“

Scheiße, was für ´ne Blamage, kurz vorm Lokus in die Hose und so, IPC sein heißt auch, mehr das Maul aufzureißen, um dann mit eingezogenem Schwanz den Rückzug anzutreten oder was?!  

Bei der Arbeit kreisen die Gedanken permanent um den Handwerkertraum aus den 70´ern, die Schmach sitzt tief. Ein Plan muss her!

Zuerst wird der schmierige Hinterhofhändler angerufen und unter Androhung einer „Vermittlerprovision“ nach der Telefonnummer des „Zuerstkäufers“ ausgequetscht.

Dann der Kontakt zu Mr. „Ich war vor Dir da“: „ Ach, Du willst den Wagen gar nicht für Dich selbst, fertig machen und verkaufen, so läuft die Sache!“ Eindeutig kein Idealismus, es geht ausschließlich um schnöden Mammon! „Na gut, für 100 € erspar ich Dir ´ne Menge Arbeit und den Weg in den finanziellen Ruin, und ich kann meinem Vater zum 60´ten Geburtstag seinen Jugendtraum (Notlüge) erfüllen.“

Letztendlich wird man sich einig, für 200 € Schmerzensgeld + 50 € Schmiergeld für den Dealer + 3.250 € Ursprungspreis ist er endlich mein, der Ford, Blech gewordener Traum aus der Zeit, als ich noch mit dem Roller um den Tannenbaum gefahren bin. Wieder einmal hat das Kapital gesiegt!

 

Kupplung und Bremse sind fest, so dass der Wagen nur unter Inanspruchnahme der Hilfe von 5 Herumstehenden dazu zu bewegen ist, sich auf den Transportanhänger zu begeben. Im Anschluss die ersten Tipps:

„Du, musst Du machen vorne tief und hinten hoch, Chromfelgen rauf und Südstaaten- Flagge auf den Tank, sieht geil aus!“

Na also, wer sagt´s denn, meine neue Errungenschaft erweist sich bereits jetzt als Publikumsmagnet, und das, ohne einen einzigen Meter gefahren zu sein. Alles richtig gemacht!

Erster Zielort ist die Bauhof- Garage ich Horst, in der zusammen mit den Sommer- Brüdern seit Jahren so manches Schrauberobjekt abgearbeitet wurde (mehr oder weniger). Das Bier fließt in Strömen, und nach abgeschlossenem Check tief in der Nacht wird alles für gut befunden:

Die Substanz ist gut, hier und da ein wenig Rost, aber man will ja auch was zu tun haben. Der Motor schnurrt wie ein Kätzchen, und der Innenraum sieht aus, als wäre er erst gestern eingebaut worden. Alle sind sich einig, zur Pfingsttour 2003 müsste das Projekt abgeschlossen sein.

Die Meinungen über den Umfang der zu erledigenden Arbeiten sind zwar durchaus unterschiedlich, von „schnell neue Bremsen und Kupplung rein, Bleche auf die Roststellen, ein bisschen Farbe und ab dafür“ bis zu „das Ding muss man komplett zerlegen“ ist alles vertreten, dennoch, der Zieltermin ist gesetzt.

Wir werden sehen!

 Als zweite Unterstellmöglichkeit bietet der Lange seine „Spezialitätenwerkstatt“ (eigener Kaffee-/ Kakao- Automat)  für einen geringen Unkostenbeitrag an, einziges Problem, ich habe keinen eigenen Schlüssel.

garage_langer.jpg (30024 Byte)

Also geht die Suche nach einer eigenen „Schrauberbude“ los, die erfreulicherweise schnell beendet ist:

Zum Jahreswechsel kann ich in eine Gemeinschafts- Garage in Horst umziehen, beste Lage, das nächste Wohnhaus liegt 300 Meter entfernt, Flex- Exzessen bis tief in die Nacht steht nichts im Weg.

Bis dahin wird die Technik des Ford auf Vordermann gebracht, Getriebe runter und Kupplung gelöst, alle Bremsschläuche neu, die Bremszangen bekommen neue Gummis und Dichtungen.

Die nötigen Teile liefert ein Internet- Dealer mit komplett ausgestattetem Teilekatalog.

www.öluiglg.de

Nach Abschluss dieser Arbeiten darf zum ersten Mal probegefahren werden. Die Strecke um die Garage lässt zwar nur eine Geschwindigkeit von maximal 20 km/h zu, dennoch, er läuft, und mit stolz geschwellter Brust wird aus eigener Kraft auf dem bereitstehenden Anhänger eingeparkt.

Es folgt der Transfer ins endgültige Winterdomizil, und dann ist es vollbracht:

MEIN neues Auto in MEINER neuen Garage, das Leben kann so schön sein!

garage_ich.jpg (26332 Byte)

Und los geht’s.

Aufbocken, Kotflügel runter, Bestandsaufnahme. Wenn’s vernünftig werden soll, muss alles entrostet werden und anschließend neuer Lack drauf. Und wenn dieses Jahr noch gefahren werden soll, müssen Achsen und Unterboden bis zum nächsten Winter warten.

Angefangen wird mit den Schweißarbeiten am Vorderwagen. Nachdem die linke (ziemlich poröse) Schwellerspitze herausgetrennt ist, ziehe ich zum ersten Mal den Hut vor dieser Meisterleistung deutscher Ingenieurskunst. Da haben die Herren damals in Köln zusammengesessen und überlegt, wie sie das Wasser aus den Schiebedach- Rahmen rauskriegen könnten. Irgend ein ganz Cleverer (Wagenbauschule?)  hatte dann wohl die brillante Idee, es per Ablauf und Schlauch durch Scheibenrahmen und A- Säule in den Schweller ablaufen zu lassen. Dann muss jedoch sein Zeitvertrag ausgelaufen sein, so dass sein Nachfolger nichts mehr mit dem Schlauchstummel im Schweller anfangen konnte und das Teil einfach zu- konstruiert hat. Bei Regen sammelte sich also fortan das Wasser im Schiebedachrahmen, floss von hier aus in die Schweller und blieb dort solange, bis der Rost über die Kotflügel einen natürlichen Ausgang geschaffen hatte.

Ford, die tun was!  

schweller_repblech.jpg (18046 Byte)

Damit das in Zukunft nicht mehr vorkommt, werden die Ablaufschläuche (links und rechts) verlängert.  

schweller_schlauch.jpg (22620 Byte)

Da Reparaturbleche nicht aufzutreiben sind, wird, gedengelt, gepuzzelt und geklopft.

kotfluegel1.jpg (18679 Byte) kotfluegel3.jpg (15797 Byte)

Weiter geht’s, Radhäuser und Kotflügel mit Fön und Spachtel vom Unterbodenschutz befreien, Getriebe und Motor raus.    

motorraum1.jpg (29902 Byte) motorraum2.jpg (26527 Byte)

Mit Flex und Drahtbürste den Motorraum entrosten, der Rest wird demnächst sandgestrahlt.

motorraum3.jpg (27294 Byte)

Vorher jedoch noch mal kurz nach hinten, die paar „kleinen“ Löcher dichtbraten. Was soll ich sagen, bei näherer Betrachtung sieht das alles gar nicht mal so gut aus. Auch hier hinten wurde wieder dafür gesorgt, dass Wasser an hochgelegenen Stellen in die Hohlräume eindringen konnte, um sich dann unten zu sammeln.
Danke, Ford!
Also schlechte Bleche rausflexen und durch neue ersetzen. Mittlerweile schreiben wir den 08. März, wenn ich den Pfingsttermin halten will, muss der Taunus vorm USA- Trip (11.04. bis 02.05.) zum Lackierer. Könnte eng werden! Man wird sehen...

 

31.03.03

Sandstrahlen + Schweißarbeiten abgeschlossen!

radhaus_links.jpg (14092 Byte) radhaus_rechts.jpg (13994 Byte) radhaus_fertig1.jpg (16759 Byte) radhaus_fertig2.jpg (21078 Byte) radhaus_fertig3.jpg (18310 Byte)

strahlen_ich.jpg (25312 Byte) strahlen_fertig.jpg (30163 Byte) strahlen_vorne.jpg (26023 Byte) korfluegel_fertig.jpg (21655 Byte) max_tim.jpg (27092 Byte)

Kleiner Dialog zwischen Max und Tim beim Probesitzen:

"Ähh, was is denn das für´n Loch im Boden?"
"Das ist kein Loch, du Spinner, das ist der Aschenbecher!"

...gemeint war die Öffnung im Getriebetunnel für den Schalthebel...

08.04.03

...(fast) fertig für den Lacker!

fenster_raus.jpg (30383 Byte)